Schöpfungsgeschichte der Germanen

 

   
         
   

Die germanische Schöpfungsgeschichte ist in der Edda (Schriftwerk der germanischen Mythen) beschrieben.

Vor zweitausend Jahren verstand man diese bildhaften und phantastischen Erzählungen wohl besser als heute, da der Glaube an die germanischen Götter vorhanden war. Heute hinterfragen wir jedoch kritisch, ob das Erzählte im Bereich des Möglichen liegen könnte. Daher würden wir den Sachverhalt der Schöpfungsgeschichte wohl etwas anders erzählen.

Bestimmte Begriffe müssten dazu etwas freier verstanden werden. So versinnbildlicht der Urriese Ymir die gesamten tierischen und die Urkuh Audhumbla die planzlichen Lebensformen. Die Wahrnehmung von Tag und Nacht sowie Sonne und Mond wäre eine Folge der Auflockerung der dichten Wolkendecke. Unter diesen Annahmen entstand die folgende Science-Fiction-Version der germanischen Schöpfungsgeschichte.

   
   

 

Fern von unserem Sonnensystem gab es einen Planeten. Die höchstentwickelten Lebewesen auf diesem Planet waren im Aussehen ähnlich den Menschen und sie nannten sich Asen. Ihre Entwicklungsstufe war jedoch unserer um mehrere Millionen Jahre voraus. Seit langem waren Asen im Weltraum unterwegs, um ihn zu erforschen. Sie besaßen ungeheure mentale Fähigkeiten, die für uns Menschen kaum erfassbar sind. Einer dieser Asen mit Namen Buri hatte auf seinem Flug durch die Galaxie eine Havarie seines Raumschiffes und musste auf einem großen Meteoriten notlanden. Dieser Meteorit bestand zum Teil aus Eis. Er befand sich auf Kollisionskurs mit der noch sehr jungen Erde. Sie war damals ein glühender Materieball, ohne Atmosphäre und ohne Leben. Zahllose Meteoriten schlugen auf ihr auf.   

Nach einem Check des Raumschiffes stellte Buri fest, dass das Energiesystem defekt war. Eine Rettungsaktion durch die eigene Raumflotte war wegen der großen Entfernung zu seinem Heimatplaneten nicht mehr möglich, denn die Kollision des Meteoriten mit der Erde stand unmittelbar bevor. Mit hoher Geschwindigkeit näherte er sich der Erdoberfläche. Buri war bewusst, dass er einen direkten Aufschlag auf dem glühenden Planeten nicht überleben würde. Es gab nur eine Möglichkeit, dem zu entgehen. Er musste die Bahn des Meteoriten verändern und ihn seitlich zur Erde aufsetzen lassen. Die mentale Fähigkeit, durch geistige Konzentration Massen im Raum zu bewegen, half ihm dabei. Es gelang ihm, die Richtung des Meteoriten, tangential zur Erdoberfläche hin, zu verändern und auch seine Geschwindigkeit zu vermindern. Der Meteorit kam in das Gravitationsfeld der Erde und setzte, ohne zu zerbrechen, auf ihr auf. Wegen seiner enormen Größe wurde er ein wesentlicher Bestandteil der Erde und bildete mit seinem Eis (Niflheim) einen klimatischen Gegenpol zu dem feurigen Teil (Muspelheim).  

In dieser Phase waren die Bedingungen auf der Erdoberfläche noch lebensfeindlich. Nach Buris Berechnungen müssten noch viele Jahre vergehen, ehe einfache Formen des Lebens sich entwickeln würden. Diese Zeit wollte er in einem Langzeitschlaf überbrücken. Er aktivierte die Schlafzelle in seinem Raumschiff und versank in Tiefschlaf. 

Zwischen dem Meteoriten und dem glühenden Erdkörper hatte sich eine Schlucht (Ginnungagap) gebildet, wo Eis und Feuer aufeinander trafen. Es war wie ein brodelnder Siedekessel, in dem sich nach langer Zeit erste Formen des Lebens bildeten. Die Einschlagshäufigkeit von Meteoriten auf die Erdoberfläche hatte abgenommen und sich eine Atmosphäre gebildet. Die außergewöhnlichsten Pflanzen und Tiere entwickelten sich im Wasser und auf dem Land.  

Als die Sensoren von Buris Raumfahrzeug pflanzliches Wachstum und sauerstoffreiche Luft in unmittelbarer Umgebung feststellten, wurde Buri langsam aus dem Schlaf geweckt. Was er nach der sehr langen Zeit vorfand, war nicht so optimal, doch die Erde war nun in einem Zustand, wo er dürftig existieren konnte. Es gab Wasser und Luft zum Atmen und Pflanzen zum Ernähren. Buri war schon sehr alt und fühlte sich manchmal sehr einsam. Daher klonte er von sich selbst einen Sohn und nannte ihn Bör.  

Der geklonte Sohn von Buri beobachtete, das Leben auf der Erde. Es war ein fortwährendes Kommen und Gehen, geboren werden und sterben. Die höher entwickelten Lebensformen paarten sich und es verband sie untereinander etwas, was wir heute Liebe nennen. Diese Form der Gemeinsamkeit gefiel ihm und er beschloss, sich unter den hoch entwickelten Lebewesen eine Partnerin auszusuchen. Sein Vater Buri riet ihm davon ab, da einem Codex der Raumfahrer gemäß, man sich nicht in die natürliche Entwicklung eines Planeten einmischen durfte. Da es aber für sie von hier aus kein Zurück auf den Heimatplaneten mehr geben würde, so ließ er seinen Sohn gewähren. Bör fand ein weibliches Wesen, eine Riesenfrau von sanftem Wesen, das zu ihm passte und zeugte mit ihr drei Söhne, Odin, Vili und Ve.

Diese Söhne waren jedoch schon anders, als ihr Großvater oder Vater. Sie hatten eine erdgeborene Mutter und auch deren Eigenschaften mitgeerbt. 

Am Anfang war das Zusammenleben der unterschiedlichen Lebewesen auf der Erde unproblematisch, doch als es immer mehr wurden und ihre Arten extreme Formen annahmen, waren die Asensöhne über diese Entwicklung besorgt. Sie beschlossen, die Welt nach ihren Vorstellungen zu verändern. Dazu mussten sie die bestehenden Lebensformen erst einmal vernichten und von neuem anfangen. Dank ihrer mentalen Fähigkeiten, Materie zu lenken, zu formen und zu verändern, gelang es ihnen einen in Erdnähe befindlichen großen Meteor auf die Erdoberfläche aufschlagen zu lassen. Die Explosion war so gewaltig, dass fast alles Leben auf dem Planeten ausstarb.  

Danach begannen sie mit der Schaffung, der von ihnen gewünschten Welt, mit Bergen Flüssen, Seen und weiten Ebenen. Sie schufen das Himmelsgewölbe mit der schützenden Atmosphäre, dem Kreislauf des Wassers zwischen Wolken und Meeren, und vieles andere mehr.

Nachdem sie aus einer Lust heraus auch die Menschen erschaffen hatten, lebten sie noch lange unter uns. Wie lange, das können wir nicht sagen. Wahrscheinlich jedoch solange, wie die Germanen an sie glaubten.