Leseprobe:      Bruder Reinhold und Graf Bertel  (1. Geschichte)    
         
         
   

1. Bruder Reinhold

 

 

Es lebte einst vor langer Zeit

ein Mönch im Elgersburger Land

als guter Mensch, er weit und breit

manch‘ Gönner und viel Freunde fand.

 

Er baute auf dem Heideberg

ein  kleines Andachtshaus

wo er nach all des Tages Werk

sich ruht‘ ein wenig aus.

 

Hier, wo der Weg zum Rennsteig führt

für Mensch und Tier die letzte Rast

manch Reisender Verlangen spürt‘

zum Mönch hin eilt, als Gast.

 

Und bittet unsern Herrn der Welt

um Beistand und um Segen

damit sich Schlimmes nicht einstellt

auf unbekannten Wegen.

 

Im Wald, da lebt noch Wolf und Bär

und Luchs und wilde Drachen

fürwahr es ist nicht Lug und Mähr

es gibt noch schlimm’re Sachen.


 


Denn auch die Räuber hausen hier

in diesem großen, dunklen Wald

durch ihre grenzenlose Gier

da wurd’ manch’ blühend‘ Leben kalt.

 

Bevor der Mönch ins Kloster ging

zog er als Rittersmann durchs Land

viel wildes Tier im Wald er fing

als Drachentöter er bekannt.

 

Sein weltlich‘ Eifer und sein Tun

konnt’ ihm Erfüllung doch nicht geben

beschloss, dass seine Waffen ruh‘n

als Mönch im Kloster wollt‘ er leben.

 

Doch war das Kloster auch nicht recht

wo alles strikt nach Plan verlief

der Wein und Kost, war’n eher schlecht

und sein Gemüt im Dauertief.

 

Er wurde krank, der Leib wurd’ schwach

nichts wollte ihn mehr freuen

er glaubt, er wird bald nicht mehr wach

tat seine Sünd‘ bereuen.

 

Als ihm der Tod ins Auge blickt

wollt ihn das Kloster nicht verlieren

nach Elgersburg der Abt ihn schickt

um dort sich zu kurieren.


 


Das Wasser, niemand weiß warum

hilft dem, der oft im Bad verweilt

selbst Leute, die einst taub und stumm

sind schon nach kurzer Zeit geheilt.

 

Vier Wochen dauerte die Kur

dann konnt’ er wieder gehen

geheilt war er durch Aqua pur

das konnt‘ ein jeder sehen.

 

Ein Wunder hat sich hier gezeigt

verkünden große Worte

der Abt der Sach’ nicht abgeneigt

ließ Reinhold hier im Orte.

 

Gar viele Menschen kommen nun

des Wunders zu gedenken

erfahr’n des Reinholds frommes Tun

vergelten’s mit Geschenken.

 

So hilft er stets mit Wort und Tat

die zu ihm eilen in der Not

und hat für sie manch‘ guten Rat

und auch ein Stückchen Brot.