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Leseprobe: Die Geliebte aus Shanghai (1. Kapitel) | ||||||||||||
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Das Flugzeug ist im Landeanflug. Die Donau und ihre Auenlandschaft sind
gut erkennbar. Ich hatte einen angenehmen Rückflug von Shanghai nach
Wien-Schwechat. Es kommt mir vor als wäre heimwärts die Zeit schneller
vergangen.
Gestern habe ich vom Hotel aus kurz mit meiner Freundin Karin
telefoniert. Sie konnte mir nicht sagen, ob sie einen Tag frei bekommt und
mich am Flughafen abholt. Zu Hause wird meine Mutter auf mich warten und
wissen wollen wie es mir ergangen ist. Ich vermute, dass sie eines meiner
Lieblingsgerichte gekocht hat, weil sie glaubt, dass ich in China halb
verhungert bin.
Draußen stehen im Halbkreis viele Menschen, die auf ihre Angehörigen,
Freunde oder Bekannte warten. Unter ihnen entdecke ich Karin. Sie winkt mir
aufgeregt zu und ich steuere mit meinem Kofferwagen in ihre Richtung.
Ich freue mich, dass sie gekommen ist. Ein flüchtiges Küsschen zur
Begrüßung und gleich geht es weiter zum Taxistand.
Ich muss eine Ewigkeit fort gewesen sein, denn Karin hört nicht auf zu
erzählen.
Wie es mir geht, hat sie noch nicht gefragt.
Es stehen genügend Taxis am Ausgang. In das erste steigen wir ein. Wir
rücken auf der hinteren Sitzreihe eng aneinander und es kommt von ihr die
Frage, die ich erwartet habe.
„Habe ich dir in Hongping gefehlt?“
Was soll ich darauf antworten? Bin ich ehrlich, müsste ich „Nein“ sagen.
Das wäre nicht nett und würde sie kränken. Es gibt nur eine Antwort.
„Ja“.
Zufrieden sieht sie mich an.
„Ich habe dich vermisst. Die zwei Wochen kamen mir wie eine Ewigkeit
vor“, gesteht sie mir.
Geschmeichelt lächele ich und drücke fest ihre Hand.
„Was macht deine Fahrprüfung? Klappt es die übernächste Woche mit der
Wiederholung?“, will ich wissen.
„Ein bisschen muss ich noch üben. Hilfst du mir?“
„In der Woche wird es nicht gehen. Am Wochenende habe ich Zeit.“
Die verbrauchte Luft im Taxi macht mich müde. Ich möchte nicht mehr reden
und nur schweigend ihre Hand halten. Ich frage Karin nach ihrer Arbeit und
was sie an den Feierabenden gemacht hat. Sie beginnt zu erzählen und ich
döse vor mich hin.
Es gibt keinen Stau unterwegs. Der Fahrer biegt in die Straße ein, in der
ich wohne. Meine Mutter steht an der Gartentür. Sie breitet ihre Arme wie
eine Glucke aus, die eines ihrer verlorenen Küken wiedergefunden hat. Ich
muss mich zunächst um meinen Koffer und die Taxi-Rechnung kümmern.
„Du wirst hungrig sein, mein Sohn!“, sagt meine Mutter und geht zum Herd.
Ich hatte im Flugzeug gegessen und mir ist nicht nach Essen zumute.
Ablehnen kann ich es nicht. Sie wäre gekränkt.
Ich nicke ihr lächelnd zu.
Sie bietet Karin einen Platz an meiner Seite an. Aus der Vorratskammer
holt sie eine Flasche Rotwein. Es ist Zweigelt von unserem Weinbauer aus
Baden. Ich öffne die Flasche und gieße ein.
„Herzlich willkommen daheim!“, säuselt sie mir gerührt zu und kann vor
Ergriffenheit nicht weitersprechen.
Ich stehe auf und drücke sie.
Mit Tränen in den Augen eilt meine Mutter zum Herd und kommt mit drei
Tellern Kaiserschmarrn zurück.
Ich muss jetzt von meiner Reise erzählen. Ab und zu erinnert sie mich
daran, das Essen nicht zu vergessen. Wie soll man gleichzeitig kauen und
erzählen? Erfolgreich hatte sie es mir in der Kindheit abgewöhnt.
Mein innerer Schalk verführt mich, über besondere Essgewohnheiten der
Chinesen zu sprechen. Nach der Schilderung mit den betrunkenen Garnelen ist
beiden Frauen der Appetit vergangen und sie legen das Besteck zur Seite.
Bewundernd sehen sie mich an und staunen, wie ich dort überleben konnte.
Nach dem Essen packe ich meinen Koffer aus. Die Mutter legt die
schmutzige Wäsche in einen Korb, um sie gleich in die Waschmaschine zu
stecken. Wäscheberge hasst sie, wie der Teufel das Weihwasser.
Am Boden des Koffers liegen die kleinen Geschenke. Zuerst reiche ich das
gestickte Seidentuch meiner Mutter. Sie ist begeistert und legt es sich um
die Schulter.
Ich suche Karins Geschenk.
Ob es ihr gefällt? Ich bin mir nicht sicher. Gespannt sieht sie auf die
Schachtel, in der sich die beiden Stempelsteine befinden.
„Dies ist für uns beide“, bemerke ich und reiche ihr die Box. Neugierig
öffnet sie den Deckel und sieht mich fragend an.
Begeistert berichte ich von dem Besuch bei dem Steinschnitzmeister und
wie die Stempel verwendet werden. Ich hatte eine Schale der roten
Stempelfarbe gekauft und probiere sie aus. Die Abdrücke sind mir gut
gelungen. Unsere Vornamen stehen eng beieinander. Das gefällt Karin
wahrscheinlich mehr als die Steine. Gekonnt verbirgt sie ihre Enttäuschung.
Sie tut mir ein wenig leid.
Das Wasser rauscht. Karin drängt, dass ich in die Wanne steige und sie
nicht überlaufen lasse.
„Willst du mit mir baden?“, frage ich sie.
„Was würde deine Mutter sagen, wenn sie dich und mich zusammen in der
Wanne findet?“
„Sie kommt nicht vor zwei Stunden zurück. Ihr Arzt ist berühmt für seine
langen Wartezeiten“, beruhige ich sie.
„Trotzdem komme ich nicht mit hinein. Wenn du es wünschst, kann ich dir
den Rücken schrubben?“
„Na gut!“, sage ich und ziehe mich aus.
Sie begleitet mich ins Bad und sucht nach einem Waschlappen. Ich bemerke
nicht, dass die Wanne bis zum Rand gefüllt ist. Erschrocken springt Karin
hinzu und will das Wasser abstellen. Sie betätigt versehentlich den Hebel
für die Dusche. Augenblicklich ist sie vom Kopf bis zu den Füßen nass
gespritzt. Sie sieht aus, wie ein begossener Pudel.
Ich muss laut lachen.
Das ärgert sie. Wie ein Rohrspatz schimpft sie los.
„Es ist deine Schuld, dass ich nass bin!“, giftet sie mich an.
„Deine Sachen bekommen wir trocken. Jetzt zieh dich aus, damit du dich
nicht verkühlst“, rate ich ihr.
Ein schadenfrohes Lachen muss ich mir unterdrücken.
Ich helfe ihr beim Entkleiden der nassen Sachen und hänge sie im
Wäscheraum über eine Leine
„Gestatten, gnädige Frau, dass ich einsteige!“, frage ich höflich und sie
lacht. Ob es wegen der Frage oder der ungewöhnlichen Situation ist, weiß ich
nicht. Mir genügt es, dass sie mit mir in der Wanne ist und wir unseren Spaß
haben werden.
Nachdem sich der Badeschaum verflüchtigt hat, kann ich ihren schönen
Körper sehen und genieße den Anblick. Sie merkt es.
„Vergiss das Waschen nicht!“, sagt sie heiter. Über das Missgeschick mit
der Dusche ist sie wahrscheinlich hinweggekommen.
Ich fasse nach einem ihrer Füße und knabbere an den Zehen.
„Die chinesischen Männer sollen darauf stehen“, meint sie vielsagend und
es scheint ihr zu gefallen was ich tue.
„Woher weißt du das?“, frage ich.
„Ich habe es in einer Illustrierten gelesen.“
„In der Kaiserzeit haben sich die reichen Frauen ihre Füße bandagiert,
weil es Mode war“, erkläre ich ihr.
„Sowas muss arg wehtun!“
„Es müssen höllische Schmerzen sein. Bei den Mädchen ab fünf Jahren hat
man damit begonnen, die Füße einzuschnüren damit sie nicht wachsen. Es
bildeten sich Klumpfüße.“
„Entsetzlich ist sowas!“, bemerkt Karin entrüstet.
„Das ist nicht alles!“, deute ich an.
„Erzähle, ich will es wissen!“
„Mit Ausnahme der großen Zehe wurden den Mädchen alle Zehen gebrochen und
zur Fußsohle hingedreht. Mit feuchten Tüchern hat man sie dann eingebunden.“
Karin zieht ihren Fuß an sich als könnte ich ihn im nächsten Moment
verstümmeln.
„Das kann nicht wahr sein!“, entgegnet sie voller Abscheu.
„Vor hundert Jahren hörte das auf und seit der Gründung der Volksrepublik
China ist es verboten.“
„Da werden alle Frauen Mao danken, dass diese Gräueltaten ein Ende
haben.“
„Sicher! Die armen Frauen konnten nicht mehr richtig laufen. Sie taten es
nur, um den Männern zu gefallen.“
Karin hockt wie versteinert in der Wanne.
„Was hast du?“, frage ich vorsichtig.
„Mich machen die Frauen unendlich traurig, die das ertragen mussten. Sind
sie gezwungen worden?“
Ich zucke mit der Schulter.
„Freiwillig wird es keine getan haben.“
Ich richte mich vor ihr auf und fange an, mich einzuseifen. Sie nimmt von
mir keine Notiz. Die bandagierten Füße der Chinesinnen interessieren sie
mehr als ich.
Es passt mir nicht und ich bin gekränkt. Es war dumm von mir, über dieses
Thema zu sprechen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie sensibel darauf
reagiert.
Ihre Gedanken kann ich nicht mehr einfangen. Wenn ich beginne, von etwas
anderem zu erzählen, kehrt sie bald darauf zu den gebundenen Füßen zurück.
Unsere Wiedersehensfeier, in meinem Sinn, kann ich vergessen. Ich habe
mir alles romantisch vorgestellt. Wir beide sind allein im Haus, haben gut
gegessen und sind frisch gebadet. Es sind beste Voraussetzungen für das, was
ich mir seit Tagen wünsche.
Wenn ich mich ihr nähere, spüre ich, dass sie den Abstand sucht.
Nach einer Weile bemerkt sie es und bemüht sich auf meine Wünsche
einzugehen.
Jetzt will ich nicht mehr.
„Ich bin müde! Wir sollten unsere Wiedersehensfeier verschieben“, sage
ich und gähne fortwährend.
Verblüfft willigt sie ein.
Sie hat meinen Stimmungswechsel erkannt. Den Grund scheint sie nicht zu
ahnen.
Ich bringe ihr die getrocknete Kleidung.
Den restlichen Wein der angefangenen Flasche in der Küche schütte ich die
Kehle hinunter.
Sie sieht mich von der Seite an. Verständnislos hebt sie die Schultern.
„Macht es dir nichts aus, wenn ich dich nicht zur U-Bahn bringe?“,
bemerke ich kurz.
„Nein, leg dich nur hin! Der Jetlag wird dich eingeholt haben. Ich kenne
mich da nicht aus.“
Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und geht aus der Küche.
Ist es der verletzte Stolz, dass sie meine Wünsche nicht gleich erkannt
hat und darauf eingegangen ist?
Ich weiß es selber nicht.
Wütend über mich, rufe ich meinen Freund Martin an. Er ist noch in der
Firma und wir verabreden uns bei ihm.
„Wie lange hast du daran geübt?“, will ich von ihm wissen.
„Nur kurz! Ich werde bald Chinesisch können und dich auf der Baustelle
besuchen. Wann bist du dort?“
„Ab Herbst soll es richtig losgehen. Bis dahin kannst du üben.“
„Ein Longhair-Dictionary habe ich gefunden“, meint er triumphierend.
„Was ist das? Davon habe ich noch nichts gehört.“
Martin lässt mich zappeln. Er weiß, dass ich neugierig bin. Den Begriff
kenne ich nicht und kann mir nichts darunter vorstellen.
„Bei einem Bier können wir weiterreden und ich zeige dir mein
chinesisches Wörterbuch.“
„Warum gehen wir nicht in unser Beisl?“
„Das hier ist besser, lass dich überraschen!“
„Was soll da anders sein? Die Chinalokale in Wien sind alle gleich“,
bemerke ich.
„Da irrst du dich! Komm rein!“
Zurückhaltend lächelt sie mich an und eilt fort, um uns Bier zu bringen.
„Kommst du öfter hierher?“, will ich von ihm wissen.
„Fast jeden Abend. Wie gefällt sie dir?“
„Wen meinst du?“
„Na, die Frau, die uns begrüßt hat!“
Ich sehe nochmals zu ihr hin.
„Hübsch ist sie. Kann es sein, dass sie älter ist als du?“
„Das stört mich nicht! Sieh sie dir genau an, wie anmutig sie sich bewegt
als würde sie tanzen.“
Einer Balletttänzerin kann sie nicht das Wasser reichen, doch eine
Augenweide ist sie auf jeden Fall.
„Seit wann interessierst du dich für chinesische Kellnerinnen?“, frage
ich ihn.
Verträumt sieht er zur Theke, wo seine Angebetete mit dem Rücken zu uns
steht.
„Schau dir nur die schönen Beine an!“, schwärmt Martin weiter.
„Pass auf, dass dich nicht der Lokalbesitzer sieht, wie du seine
Angestellte angaffst! Der schlitzt dir den Bauch auf.“
„Sie ist keine Angestellte, sondern die Frau des Chefs.“
Ich schrecke zusammen.
„Umso schlimmer! Lass die Finger von ihr, bevor du dir die ganze Hand
verbrennst!“
„Es ist zu spät, ich lodere lichterloh“, schwärmt Martin weiter.
„Alter, du machst mir Sorgen!“, erwidere ich kopfschüttelnd.
Die Chinesin bringt unser Bier und nimmt die Essenbestellung auf. Jetzt
erst sehe ich sie mir richtig an. Nur an ihren Halsfalten ist zu erkennen,
dass sie älter sein könnte als wir.
Martin erzählt ihr, dass ich heute erst aus China zurück bin.
Interessiert fragt sie mich, wo ich war. Als ich ihr Shanghai und Hangzhou
nenne, erzählt sie begeistert, dass sie aus einem kleinen Dorf zwischen
diesen beiden Städten stammt. Sie nennt mir den Namen des Ortes. Er ist mir
nicht bekannt.
Ihre Stimme klingt angenehm, hochtonig und zart. Ich höre sie gern
sprechen. Sie muss leider in die Küche.
„Seit wann kennst du diese Schönheit?“, will ich von Martin wissen.
„Durch Zufall bin ich hierhergekommen. Wir haben uns in die Augen gesehen
und da ist es passiert.“
„Was ist mit ihrem Mann? Wenn der merkt, dass du seiner Frau nachstellst,
sind deine Tage gezählt. Die Restaurantbesitzer sollen alle der Mafia
angehören.“
„Sie sagte mir, dass ich nichts zu befürchten habe. Ihr Mann hat eine
Geliebte in Wien. Sie kennt sie.“
„Deshalb muss er euer Verhältnis nicht tolerieren!“, flüstere ich ihm zu.
„Vielleicht weiß er es. Wie du siehst lebe ich noch!“
„Du spinnst, dass du das Risiko eingehst!“
„Was tut man nicht alles für die Liebe. Je riskanter die Liebschaft ist,
umso höher sind der Anreiz und die Lust.“
Kopfschüttelnd nehme ich einen Schluck von meinem Bier. Martin scheint
verloren.
Martin hat es bemerkt.
„Gefällt es dir?“, will er wissen.
„Hast du es ihr geschenkt?“
„Sie hat es sich aus Shanghai mitgebracht. Einmal im Jahr besucht sie
dort ihre Eltern.“
„Was ist mit ihrem Mann, fährt er mit?“
„Einer von beiden muss im Lokal sein. Sie unternehmen alles getrennt.“
„Das kommt dir entgegen!“, bemerke ich schmunzelnd.
„Besser kann es nicht sein“, bestätigt mir Martin.
„Ist ihr Mann heute in der Küche?“
„Nein, er ist in China zu Besuch und seine Geliebte ist mit ihm gereist,
sagte mir seine Frau.“
„Das muss man erst einmal verkraften können.“
„Wie meinst du das?“, fragt Martin verwundert.
„Na, das Eheleben, wie die es führen.“
„Sie haben eine andere Kultur. Früher hatten die wohlhabenden Männer
Nebenfrauen und heute nehmen sie sich eine oder mehrere Geliebte. Ich finde
das praktisch.“
Skeptisch sehe ich zur Restaurantchefin.
Ich erzähle Martin kurz von der Chinareise und meinem Missgeschick mit
Karin, bei mir zu Hause.
„Du bist ein blöder Kerl!“, bestätigt er die eigene Annahme.
„Ich hätte niemals begonnen, von den Füßen zu erzählen, doch sie hatte
danach gefragt.“
„Reden ist Silber und Schweigen ist Gold. Das sagt ein altes Sprichwort.
Man spricht nicht über geschmorte Mehlwürmer, wenn man eine Frau in ein
Restaurant zum Essen ausführt. Genauso verhält es sich mit verstümmelten
Füßen, wenn du eine Frau ins Bett bringen willst. Für die Weiber haben Füße
und Schuhe eine höhere Wertigkeit als für uns. Warum quälen sie sich mit
Stöckelabsätzen? Nur, um uns Männern zu gefallen!“
Betreten vertiefe ich mich in mein Bier. Ich scheine Martin leid zu tun.
Er legt seine Hand auf meine Schulter und redet mir gut zu.
„Wenn du etwas gegen deinen hohen Testosteronspiegel tun willst, kann ich
eine meiner Verflossenen anrufen. Die Chinesin bekommst du nicht! Sie gehört
nur mir.“
Ich wehre ab und meine, dass ich es ohne seine Unterstützung verkraften
kann. Lächelnd sieht mich Martin an. Er ist ein echter Freund, der in jeder
Notlage hilft.
Umständlich kramt er in seiner Hosentasche einen Schlüsselbund hervor.
„Wenn du willst, überlasse ich dir meinen Wohnungsschlüssel wieder für
die Wochenenden. Ich habe einen zweiten.“
Dankbar nehme ich ihn entgegen.
„Heute kann ich dich nicht mit nach Hause nehmen, da wird meine
Lotusblüte bei mir sein. Es würde ihr nicht gefallen, wenn du da bist.“
Verständnisvoll winke ich ab.
„Ich fahre gleich nach Hause. Meine Eltern warten auf mich.“
Es hat mir gutgetan, mit ihm zu reden. In der Bahn merke ich, dass ich
sein Geschenk noch in meiner Brusttasche habe. Es ist ein Kuvert mit einem
Satz Münzen aus der Kaiserzeit. Ob die einzelnen Stücke echt sind, kann ich
nicht beurteilen. Sie sehen alt aus und haben in ihrer Mitte ein Loch damit
man sie auffädeln kann. In manchen Taxis habe ich an der Windschutzscheibe
ähnliche Geldstücke gesehen, die dem Eigentümer Glück und Geldsegen bringen
sollen. |
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