Leseprobe:      Liebe und Tradition    (1. Kapitel)    
         
         
   

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          Hangzhou

 

  

   
   

Der Schnellzug von Shanghai nach Hangzhou gleitet mit hoher Geschwindigkeit dahin. Ich habe die Augen geschlossen und versuche zu schlafen. Meine Freundin Jin stößt mich unsanft an und ruft: „Meiling, werde wach! Wir müssen gleich aussteigen!“

Für einen kurzen Moment öffne ich die Augen und sehe aus dem Fenster.

„Vor einer halben Stunde sind wir nicht in Hangzhou, ich schlafe weiter!“, antworte ich unwirsch.

Jin und ich hatten vor einem Monat unser Hochschulstudium erfolgreich beendet und wurden auf die Baustelle nach Hongping delegiert. Sie liegt in der chinesischen Provinz Zhejiang.

Ich bin froh, dass ich nicht weit von zu Hause weg bin und an den Wochenenden meine Eltern in Shanghai besuchen kann. Viele der Absolventen aus meiner Studiengruppe werde ich auf der Baustelle treffen. Wir hatten vor mehreren Wochen dort ein Praktikum absolviert. Es war eine leichte Arbeit, die wenig mit unserem Ausbildungsfach zu tun hatte. Ich half bei der Verdrahtung von Schaltschränken.

Die Unterkunft war spartanisch. Von früheren Arbeitseinsätzen, während des Studiums, bin ich nichts Besseres gewöhnt. Ich hätte es schlechter treffen können. Viele meiner Kommilitonen wurden auf Baustellen, die mehr als 2000 Kilometer von Shanghai entfernt sind, versetzt. Sie können nur einmal im Jahr nach Hause fahren und ihre Eltern zum Frühlingsfest besuchen.

 Ich kann nicht mehr weiterschlafen. Mein Blick ist starr auf die Ebene mit den Gemüse- und Reisfeldern gerichtet. Die Gegend ist wasserreich und fruchtbar. Überall sind Frauen auf den Feldern zu sehen, die bei 40 Grad Celsius Reispflanzen in die schlammige Erde stecken.

Eine Serviererin balanciert mit einem Bauchladen am Mittelgang zwischen den Sitzgruppen entlang. Sie bietet Plastiknäpfchen mit verschiedenen Gerichten an. Es ist Mittagszeit. Ich bin hungrig und bestelle für Jin und mich Reis mit Gemüse.

Ein Fahrgast drängt sich eilig an der Angestellten vorbei und rempelt sie an. Ein Suppennapf kippt um und ein Teil davon spritzt auf meine Bluse. Entsetzt sehen Jin und die Serviererin mich an. Zum Glück ist die Suppe nicht heiß.

Jin versucht die bespritzten Stellen sauber zu wischen. Es gelingt ihr nicht. Ich nehme aus meiner Reisetasche eine Ersatzbluse und verschwinde damit in der Zugtoilette.

Als ich zurückkomme scheint nichts mehr an den Vorfall zu erinnern. Auf dem Klapptisch befinden sich zwei Plastikbecher mit Gemüsereis und Essstäbchen.

„Hast du das bestellt?“, frage ich Jin verwundert.

Sie schüttelt mit dem Kopf.

„Es ist gratis als Entschädigung für das Missgeschick. Gib mir die schmutzige Bluse, ich packe sie in meine Tasche!“

Ich reiche sie ihr und probiere das Essen.

Hastig verschlingen wir den Reis mit Gemüse. In der Studienzeit haben wir uns daran gewöhnt schnell zu essen, da die Pausenzeiten zwischen den Vorlesungen nur kurz waren. Gesättigt sehe ich aus dem Zugfenster. Der Anblick der monotonen Ebene ermüdet mich. Ich schließe meine Augen und versuche zu schlafen. Es gelingt mir nicht. Die vorhergehende Aufregung, wegen der Bluse, war zu groß. Über verschiedene Dinge denke ich nach.

 Zufrieden stelle ich fest, dass es mir gut geht. Die große Hürde, das Studium, ist bewältigt und ich kann mein Leben nach eigenen Vorstellungen führen. Am meisten freue ich mich, dass ich mich gegen den Willen meines Vaters durchgesetzt habe. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn ich Betriebswirtschaft studiert hätte. Es war vor sechs Jahren kein Studienplatz in diesem Fach frei und somit akzeptierte er meinen Wunsch, Technikerin zu werden. Den ausgezeichneten Abschluss in Elektro- und Informationstechnik hat er kommentarlos zur Kenntnis genommen. Er glaubt, dass mir das Ganze in Zukunft nichts bringt, wenn ich erst verheiratet bin.

Seine Vorstellung über meine persönliche Entwicklung ist grundverschieden zu der, die ich habe. Diesbezüglich denkt er altmodisch und ist in überholten Traditionen verwurzelt. Gern möchte ich ausbrechen und mein Leben nach meinen Wünschen gestalten. Er wird es nicht zulassen. Die Familie ist das Wichtigste für ihn und er ist das Oberhaupt des Clans. Ich würde es nicht wagen, gegen ihn aufzubegehren. Mit dieser Einstellung bin ich aufgewachsen und habe daran grundsätzlich nichts auszusetzen, bis auf wenige Dinge, die mir erst jetzt bewusstwerden.

Vor ein paar Tagen erinnerte er mich daran, dass ich bald heiraten werde und dem Sohn seines Freundes versprochen bin. Ich kenne ihn nicht und es widerstrebt mir, dieser Forderung nachzukommen. Bisher hatte ich nicht weiter darüber nachgedacht. Jetzt, wo ich mich frei und unabhängig fühle, empfinde ich ein solches Ansinnen als Zumutung.

Meine beiden älteren Schwestern unterlagen dem gleichen Diktat.

Was hat es ihnen gebracht?

Die Älteste blieb kinderlos. Ihr Mann ist dienstlich in Peking und kommt selten nach Hause. Er ist viel älter als sie und macht einen ernsten und strengen Eindruck auf mich. Eine Liebesehe war es nicht. Ich weiß von ihr, dass er eine Geliebte in Peking und sie einen Freund in Suzhou hat.

Bei der zweiten Schwester hat der von meinen Eltern ausgewählte Ehemann das Handtuch geworfen. Er lebte seit Jahren mit einer anderen Frau zusammen und wollte diese heiraten. Das Versprechen wurde seitens der Familie des Mannes aufgelöst. Meine Eltern suchten einen anderen Mann für sie. Die Schwester entschied sich jedoch für einen Jungen aus der Nachbarschaft. Erst als sie von ihm schwanger wurde, akzeptierte mein Vater den Mann und willigte einer Heirat ein. Wenn sie zu Besuch ins elterliche Haus kommt, muss sie sich jedes Mal von unserem Vater anhören, was für eine schlechte Partie sie gemacht hat. Ihr Mann ist ein einfacher Arbeiter und verdient nicht genug Geld, um eine Familie zu ernähren. Sie muss in einem Verkaufsladen an der Kasse sitzen und dazuverdienen. Dies ist für meinen Vater unzumutbar. Die zweite Schwester scheint jedoch glücklicher als die Ältere zu sein.

Als Letzte bin ich an der Reihe. Mit mir hat mein Vater große Pläne. Mein „Zukünftiger“ ist der Sohn eines Bankinhabers aus Hongkong, der in London eine Zweigstelle hat. Es ist ein alter Schulfreund meines Vaters, dessen Familie es gelungen war, rechtzeitig einen Teil ihres Vermögens von Shanghai nach Hongkong zu transferieren.

Die Bank, die einst mein Urgroßvater in Shanghai gegründet und mein Großvater zur Blüte gebracht hatte, ist mit meinem Vater in den Jahren der politischen Umwälzung untergegangen. Wie ihm erging es vielen. Sie wurden enteignet und ihre Geldhäuser geschlossen. Mit meiner Hilfe hofft mein Vater, dass ein Spross aus unserer Familie ins Bankgeschäft kommt. Wenn der versprochene Ehemann ein hübscher Bursche ist, will ich mir die Zwangsheirat gefallen lassen.

Bisher habe ich keinen Jungen kennengelernt, der mir als Ehemann gefallen würde. Bei dem feinen Herrn aus Hongkong, der die weite Welt kennt und maßlos reich sein soll, könnte das anders aussehen.

 Ich schlage die Augen auf und blicke zu Jin. Sie sieht mich an.

„Hattest du einen schönen Traum?“, will sie wissen und trommelt nervös auf den Ablagetisch unter dem Fenster.

„Ich habe an meinen künftigen Ehemann gedacht“, erwidere ich heiter.

„Dann schließe die Augen und träume weiter! Bisher hattest du keinen Sinn für das andere Geschlecht.“

„Dir geht es nicht anders. Wir beide können uns nichts vormachen.“

Jin winkt ab. Sie wirkt gereizt.

„Dein Bräutigam ist gebacken. Ich dagegen muss mir selbst einen suchen und der wird mit Sicherheit nicht reich sein, wie deiner“, sagt sie enttäuscht.

„Woher willst du das wissen? Es laufen genügend Millionäre auf den Straßen herum.“

„Schau mich an! Ich bin klein und dick. Das lieben die Burschen nicht. Ich muss nehmen, was übrigbleibt. Es ist anders als bei dir. Du bist groß und schlank. Eine Schönheit, wie man sie in Filmen sieht. Männer mögen solche Frauen.“

„Übertreibe nicht! Bisher hat sich keiner für mich interessiert“, sage ich bedauernd.

„Doch nur, weil ich sie vergrault habe, damit du nicht auf Abwege gerätst.“

Ich schließe die Augen. Jin ist eine gute Seele. Immer ist sie da, wenn ich sie brauche. Wir haben unsere Kindheit zusammen verbracht und beginnen das Berufsleben auf der gleichen Arbeitsstelle. Sie ist wie mein Schattenbild.

Ihr Schicksal war seit ihrer Geburt mit meinem verknüpft. Ihre Mutter arbeitete bei uns im Elternhaus als Kindermädchen und kurz vor Jins Geburt starb ihr Mann. Jin ist nur wenige Monate älter als ich und wir wuchsen gemeinsam auf. Meine Mutter erzählte mir, dass sie nicht genug Milch hatte und Jins Mutter aushalf. Somit sind wir Milchschwestern.

Jin tippt mich an die Schulter. Sie sieht aufmerksam durch das Fenster.

„Wach auf! Wir sind bald in Hangzhou“, sagt sie aufgeregt.

„Erst in einer halben Stunde. Lass mich noch ein Weilchen die Augen schließen und träumen!“

„Nichts da!“, kommandiert sie herrisch.

Sie ist nervös, wenn wir in die Nähe des Ankunftsbahnhofs kommen. Woran es liegt, kann ich mir nicht erklären. Es ist ihr Naturell.

Hangzhou ist Endstation für den Zug. Alle Fahrgäste drängen zu den Ausgängen. Wir schieben uns mit den Reisetaschen durch die Massen auf dem Bahnsteig. Am Ausgang des Gebäudes gehen wir in Richtung Parkplatz und finden den Kleinbus, der uns nach Hongping bringen soll. Wir sind die letzten, auf die der Fahrer gewartet hat. Die anderen sitzen im Bus und langweilen sich. Es gibt ein lautes „Hallo“ und wir fahren los.

In zwei Stunden sind wir im Camp auf unserer Baustelle.

Die Unterkunft ist eine alte Baracke mit vielen Wohnräumen im Obergeschoss. Parterre befinden sich die Duschen und Toiletten, Küche sowie Abstell- und Lagerräume.

Den Raum, der uns zugewiesen wird, teilen wir mit zwei weiteren Absolventinnen aus unserer ehemaligen Studiengruppe. Zwei Doppelstockbetten stehen gegenüber der Tür und an der einen Wand sind vier Spinde für unsere persönlichen Sachen.

Am Fenster befinden sich ein betagter Tisch mit vier Holzschemeln. Von der Mitte der Decke hängt eine elektrische Lampe ohne Schirm herunter. Ich probiere mein Bett aus und stelle fest, dass es sich gut darin liegt. Jin räumt unsere Sachen in die Spinde und wir inspizieren den gemeinschaftlichen Wasch- und Toilettenraum sowie die Küche und den Wäscheraum. Wir sind damit zufrieden.

Ich dränge Jin, mit mir durch den Ort zu gehen. Wir kennen ihn. Bei unserer Ankunft habe ich gesehen, dass sich vieles in der Zwischenzeit verändert hat. In der Nähe des Ausgangstores stehen das große Kantinengebäude und daneben eine Baracke. Ich sehe durch das Fenster und erkenne Tischtennisplatten. Die waren zu der Zeit des Praktikums noch nicht da.

Wir bummeln die Hauptstraße entlang und betrachten neugierig die Geschäfte. Es gibt alles, was man braucht, einen Friseur, mehrere Schneiderstuben, Restaurants und viele kleine Läden, die allerlei Dinge des täglichen Bedarfs anbieten.

In einem Shop kaufe ich ein Buch für die vielen freien Stunden, die mir an diesem tristen Ort bevorstehen.

Hongping ist nicht mit unserem Stadtteil in Shanghai vergleichbar. Das Einzige, was hier schöner ist, sind die nahen Berge und saubere Luft.

Nach dem Bummel gehen wir in die Kantine. Es gibt als Abendessen eine Schale Reis, mit Gemüse und Hühnerfleisch. Im Vergleich mit dem Essen in der Mensa schmeckt es hier besser. Es wird an dem Koch liegen oder den höheren, betrieblichen Geldzuwendungen für die Küche.  

Auf dem Weg in unsere Unterkunft kommen wir an der Baracke mit den Tischtennisplatten vorbei. Neugierig sehen wir durch das Fenster. Drinnen spielen vier junge Männer an zwei Platten. Die Dritte ist frei.

„Wollen wir es versuchen?“, frage ich Jin.

Sie ist einverstanden und wir betreten den Raum.

Einer der Burschen fragt, ob wir spielen wollen und weist uns die freie Platte zu. Er gibt Jin und mir einen Schläger und Ball.

„Seid vorsichtig damit! Was ihr kaputtmacht, müsst ihr bezahlen.“

Er bleibt neben unserer Platte stehen und beobachtet uns.

Ehrfürchtig greife ich nach dem Ball und lasse ihn auf die Tennisplatte fallen. Er hopst über das Netz.

„Du darfst ihn anschlagen, doch nicht arg draufhauen, dass er zerspringt“, werde ich belehrt.

„Wir spielen nicht zum ersten Mal“, rechtfertigt sich Jin.

„Na gut, ich lasse euch allein“, sagt der Bursche und wendet sich seinen Freunden zu.

Jin und ich beginnen, uns einzuspielen. Obwohl wir seit Jahren zusammen üben, zeigt Jin keine Verbesserung. Zum Spaß reicht es. Bei einem richtigen Spiel würde sie bald aufgeben.

Der junge Mann, der hier das Sagen zu haben scheint, erkennt meine Not und bietet sich für ein Trainingsspiel an. Ich freue mich darüber und wir beginnen gleich zu zählen. Die anderen beenden ihr Match und sehen uns zu.

Feng stellt sich mir mit Namen vor. Er ist gut im Anschneiden der Bälle. Mir gelingt es nicht, sie zu kontern. Wir kommen in Fahrt. Ich merke, dass er besser ist und bin bald außer Atem. Souverän gewinnt er das Spiel und bietet mir die Möglichkeit einer Revanche, bei unserem nächsten Treffen an.

Jin ist begeistert, wie gut ich mich gegen ihn behauptet habe. Sie ist sich sicher, dass ich mit viel Übung gegen Feng gewinnen kann. Mir genügt es, mit einem besseren Gegner als Jin zu spielen, doch das sage ich ihr nicht.

Schweißgebadet kommen wir zu unserem Quartier. Wir nehmen die Kulturtaschen und gehen in den Duschraum. Er ist für alle Bewohner der Baracke gedacht. Sechs Kabinen sind nebeneinander aufgereiht.

In der Letzten stellen wir uns gemeinsam unter die Brause. Der starke Strahl massiert meine Kopfhaut. Jin hat ein Seifenstück in der Hand und kann es nicht festhalten. Es rutscht ihr weg und ich muss am Boden danach suchen.

Vor mir befinden sich zwei fremde Füße. Ich identifiziere sie sogleich als Männerbeine, da sie stark behaart sind. Erschrocken schreie ich auf und Jin kreischt, wie ein Eichelhäher, der einen Eindringling in seinem Revier entdeckt hat.

Feng steht vor unserer Duschkabine und reicht mir grinsend die Seife. Überrascht sehe ich ihn an.

„Ihr seid zur falschen Duschzeit hier. Jetzt ist für Männer reserviert. An der Eingangstür sind die Zeiten aufgeschrieben“, erklärt er uns und verschwindet. Bald darauf kommt er zurück.

„Ihr könnt euch Zeit lassen, jetzt kommt niemand mehr herein.“

Er zieht sich aus und stellt sich uns gegenüber unter die Brause. Bedächtig beginnt er sich einzuseifen. Es scheint ihn nicht zu stören, dass wir zu dritt nackt im Duschraum stehen. Verstohlen sehen wir zu ihm hin. Als ich die Seife abgespült habe, springe ich zu dem Board, auf dem unsere Handtücher und die Kulturtaschen liegen. Ich wickle mich in mein Badetuch und trockne mich ab. Jin steht noch in der Kabine und traut sich nicht heraus. Sie ist mir dankbar, dass ich sie mit dem Badetuch aus ihrer misslichen Lage befreie und beim Abtrocknen helfe. Verstohlen sieht sie zu Feng. Nicht mehr ängstlich, sondern bewundernd wegen seines gutaussehenden, athletischen Körpers.

Er tut als bemerke er die Blicke von ihr nicht. Ich muss Jin mit Kraft aus dem Duschraum ziehen. Jetzt sehe ich, warum kein anderer gekommen ist. Feng hat ein Schild mit der Aufschrift „Duschraum gesperrt“ an der Eingangstür aufgehängt.

Die Aufregungen reichen mir für heute. Wir beschließen uns hinzulegen und bis zum Dunkelwerden zu lesen. Unsere beiden Mitbewohnerinnen sind noch nicht da und Jin hört nicht auf, von dem gutaussehenden Feng zu schwärmen. Mir hat er ebenso gefallen, doch er ist nicht mein Typ. Jin versteht mich nicht.

In der Nacht kann ich nicht einschlafen. Eine unserer Mitbewohnerinnen schnarcht. Ich stecke mir Watte in die Ohren. Es hilft nicht. Die Luft ist stickig. Wir können die Tür nicht öffnen. Insektenschwärme belagern unsere Wohnbaracke. Ich befinde mich in einer ausweglosen Situation. Geduldig muss ich mich fügen. Erst in der Früh schlummere ich ein. Der Wecker reißt mich brutal aus meinen Träumen. Schlechtgelaunt beginne ich den ersten Arbeitstag und überlege, wie ich die Schnarcherin in der nächsten Nacht zur Ruhe bringen kann.

Gemeinsam gehen wir zur Kantine. Die Auswahl an Speisen ist groß. Ich schöpfe aus dem großen Kochtopf schleimigen Reisbrei in ein Schälchen und verfeinere ihn mit Erdnüssen.

Besonders lecker schmecken die frittierten und vor Fett triefenden Teigstreifen „Youtiao“.

Meine Lebensgeister kehren zurück und die Laune bessert sich. Jin wählt andere Speisen, von denen ich ein wenig koste. Die mit Fleisch gefüllten Teigtaschen „Xiaolongbao“ sind im Geschmack vergleichbar mit denen, die Jins Mutter zu Hause zubereitet. Für mich ist das Frühstück am wichtigsten. Wenn es gut und ausreichend ist, brauche ich erst am Abend die nächste Mahlzeit.